Homunkulus

Abb.: Die Schaffung eines Homunkulus (oder einer Homunkula?)

Der Homunkulus, mein Herr, in was für einem geringen und possierlichem Licht er auch in diesem leichtsinnigen Jahrhundert dem Auge der Torheit oder des Vorurteils erscheinen mag - vor dem Auge der Vernunft und der wissenschaftlichen Forschung ist und bleibt er ein Wesen, das durch Rechte beschützt und umschrieben wird. Die feinsten Philosophen, die, nebenbei gesagt, den weitesten Verstand haben (ihre Seelen stehen im umgekehrten Verhältnis zu ihren Untersuchungen), zeigen uns unwidersprechlich: Der Homunklulus ist erschaffen von dersleben Hand, gezeugt auf dieselbe natürliche Weise, begabt mit denselben lokomotiven Kräften und Fähigkeiten wie wir, er besteht wie wir aus Haut, Haar, Fett, Fleisch, Venen, Arterien, Sehnen, Nerven, Knorpeln, Knochen, Mark, Gehirn, Drüsen, Zeugungsteilen, Säften und Gelenken, er ist ein Wesen von ebenso großer Geschäftigkeit und, im vollen sinn des Wortes, ebenso wahr und wahrhaftig unser Mitgeschöpf wie der Lordkanzler von England. Man kann ihm gutes tun, man kann ihn beleidigen, man kann ihm Genugtuung leisten - kurz, er hat alle Vorzüge und Rechte der Menschheit, von denen Tullius, Pufendorf und die besten Sittenlehrer zugeben, daß sie aus diesem Stand und Verhältnis entspringen.

Lawrence Sterne, »Tristram Shandy«

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