Ist der Mensch eine Maschine?

Aber ich will mir einmal das Vergnügen verstatten, mri einzubilden, der Mensch wäre schon auf eine viel höhere Stufe der Maschinenhaftigkeit gerückt, und ich will nur, da ich's einmal darf, mir gar vorstellen, er stünde auf der höchsten und hätte statt der fünf Sinnen fünf Maschinen - er ginge vermittelts des Gehwerks einer Maschine oder eines Laufwagens [...] und er verrichtete durch ein hydraulisches Werk sogar seine Notdurft, nämlich die exzeptivische - er behielt nicht einmal sein Ich, sondern ließe sich eines von Materialisten schnitzen [...] die Sache wäre verflucht arg, und die natura naturans verflöve endlich und nichts bliebe da als die natura naturata und blos die Maschinen ohne Maschinenmeister.

[...] Ich meine nämlich, [...] daß ein Wesen desto vollkommener ist, je mehr es mit Maschinen wirkt, und je mehr es Arme, Beine, Kunst, Gedächtnis, Verstand außer seinem Ich liegend sieht und alles das nicht mehr mit sich zu schleppen braucht, und daß eben deßwegen das Thier, das ohne Maschinen thätig ist, auf der untersten, schmutzigsten Vollkommenheitsstufe liege, der Wilde, der einige bewegt, auf einer höhern, unser Bauer, der mehrere dreht, auf einer noch höhern, und der Große und Reiche, dem die meisten Maschinen ansitzen, auf der höchsten stehe [...]

Jean Paul

Abb.: Der Mensch als Verdauungsfarbik
Deutsches Hygiene-Museum, Dresden, um 1960

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